Der Boden erfüllt für uns lebenswichtige Funktionen. Unsere Gesellschaft ist abhängig von gesunden Böden, mehr als 90% unserer Lebensmittel wachsen auf ihnen. Ausserdem sind das Ökosystem Boden und seine Bewohner:innen empfindlich. Deswegen sollten wir alle Belastungen, die wir dem Boden zur Zeit zumuten auf ein absolutes Minimum reduzieren und dem Boden Sorge tragen. Wir, also die Zivilgesellschaft, die Politik, die Industrie und die Landwirtschaft, besitzen Mittel und Wege, den Boden zu schützen und für künftige Generationen zu erhalten.
Zum Beispiel muss noch mehr Aufklärungsarbeit rund um das Thema Bodenschutz geleistet werden und Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Industrie müssen endlich handeln und Massnahmen ergreifen. Es ist noch nicht zu spät, aber höchste Zeit der kostbaren Ressource Boden mehr Aufmerksamkeit und Schutz zu schenken.
Wir haben einige Tipps zusammengetragen, die Sie, Jede und Jeder, umsetzen kann. Helfen Sie mit unsere Lebensgrundlage zu erhalten.
Kaufen Sie Lebensmittel, die umweltfreundlich – und damit auch bodenfreundlich – hergestellt wurden.
Essen Sie mehr Gemüse, Hülsenfrüchte und weniger Fleisch- und Milchprodukte. Denn tierische Produkte benötigen sehr viel Fläche in ihrer Herstellung. Mit einer gemüsereichen Ernährung entlasten Sie den Boden. Und gesund ist es noch dazu.
Bodenfreundliche Produkte erkennen Sie unter anderem am Label. Hierzu gehören diverse Bio-Labels und Labels wie demeter. Durch einen sorgfältigen Umgang mit dem Boden und dem Verzicht auf chemische Spritzmittel und mineralische Dünger werden auch die Bodentiere geschont. Diese Forderungen erfüllen biologisch bewirtschaftete Felder.
Mehr Infos zu Lables gibt es auf www.clever-konsumieren.ch und labelinfo.ch.
Unseren Saisonkalender finden Sie hier.
Für die Lebensmittelproduktion sind wir auf gesunde Böden angewiesen. Grundlage dafür ist eine Vielzahl verschiedener Lebewesen. Bei der biologischen Landwirtschaft wird der Boden schonend bearbeitet, um die Lebewesen und die Bodenstruktur nicht zu verletzten. Die Erosion wird dadurch minimiert, so dass die Nährstoffe im Boden bleiben und nicht ausgewaschen werden. Biobäuerinnen und -bauern setzen keine chemisch-synthetischen Dünger und Pflanzenschutzmittel ein. Wenn wir bei unserem täglichen Einkauf auf Bioprodukte setzen, tragen wir dazu bei, dass unsere Böden gesünder sind und es auch bleiben.
Eine im BAFU-Magazin «Umwelt» zitierte Studie der University of Maryland zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung für ihr derzeitiges Konsumverhalten nicht genug Land zur Verfügung hat. Um den Bedarf an Nahrungsmitteln zu erfüllen, muss auf 45 – 50 % ausländische Flächen zurückgegriffen werden. Wir sollten verstärkt regional produzierte Lebensmittel, die gerade Saison haben, kaufen. So unterstützen wir die einheimischen Produzentinnen und Produzenten und reduzieren Treibhausgasemissionen, da lange Transportwege wegfallen und weniger Fläche im Ausland benötigt wird.
Der Wert von gesunden Nahrungsmitteln sollte sich auch im Kaufverhalten widerspiegeln. Ein Schweizer Haushalt gibt aber im Durchschnitt gerade noch rund 6% des Einkommens für Nahrungsmittel aus. Billige Lebensmittel bedeuten einen hohen ökonomischen Druck auf das System Landwirtschaft, und damit indirekt auch einen hohen Druck auf die Böden.
Möchten Sie noch einen Schritt weitergehen? Dann informieren Sie sich über Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) in Ihrer Nähe. In der Solidarischen Landwirtschaft, auch Vertragslandwirtschaft genannt, gehen Sie ein- bis mehrmals im Jahr auf dem Betrieb mitarbeiten und Sie können über die Produktion mitentscheiden. Gleichzeitig sind die Landwirt:innen besser abgesichert und können sich dadurch um eine vielfältigere Landwirtschaft kümmern.
Mehr Infos zum Konzept
Übersicht SoLaWi-Betriebe
Werfen Sie ihren Abfall nicht auf den Boden, sondern in den richtigen Container. So gelangen weniger giftige und gefährliche Stoffe in den Boden. Sie können auch an Sammelaktionen teilnehmen oder selber eine starten und so einen Wegrand, eine Wiese oder ein Stück Wald sauber halten. Erkundigen Sie sich in ihrer Stadt, Region oder bei lokalen Naturschutzvereinen nach Aktionstagen oder Langzeitprojekten.
Viele Ressourcen, die wir nutzen werden unter katastrophalen Bedingungen an- und abgebaut. Deswegen reduzieren Sie Ihren Konsum. Nutzen Sie ihre Geräte so lange es geht und lassen Sie eine Reparation oder Recyclen überprüfen, bevor Sie es entsorgen.
Viele Schadstoffe kommen durch die Luft, das Abwasser oder durch feststoffliche Abfälle in den Boden. Das schadet nicht nur dem Boden, sondern auch der menschlichen Gesundheit. Der richtige Umgang mit Gebrauchsgütern ist deshalb unabdingbar.
Trennen Sie ihren Abfall richtig. Besonders bei Elektrogeräten, Batterien und Plastik ist es wichtig diese korrekt zu entsorgen. Sie enthalten bedenkliche Stoffe und vergiften den Boden für Jahrhunderte bis Jahrtausende.
Nehmen Sie das Velo anstatt des Autos. Das schont den Boden, aber auch die Gesundheit und das Gemüt. Gerade Mikroplastik vom Reifenabrieb ist beim Autofahren ein grosses Problem.
Häufig wird in der Landwirtschaft mit Gülle gedüngt. Dies in einer Menge, die für den Boden schädlich ist. Auch das Ausbringen von Klärschlamm wird in einer viel zu hohen Menge gemacht. Auch hier können wir helfen, indem wir unseren Abfall reduzieren und weniger tierische Produkte essen.
Naturnah kann jede und jeder sein. Ob dies im eigenen Garten, auf dem Balkon im Blumentopf oder im Einkaufswagen ist, entscheiden Sie.
Im eigenen Garten und Balkon:
Lassen Sie Unkräuter – oder besser gesagt Beikräuter – wachsen und im Garten wilde Bereiche stehen. So entsteht Lebensraum für viele verschiedenen Tiere. Auch Laub und Pflanzenreste liegen zu lassen ist wichtig. Dieses tote organische Material ist für viele Bodenorganismen Grundnahrungsmittel.
Mit Pflanzen oder organischem Material bzw. Mulch können Sie dafür sorgen, dass der Boden immer bedeckt ist. So trocknet er weniger aus und Erosion, also das Abtragen von Boden durch Wind und Wasser wird vorgebeugt. Bodenorganismen brauchen einen feuchten Boden zum Leben. Sie können also ihre wunderbaren Dienste für den Boden und uns nur dann verrichten, wenn wir ihnen angenehme Lebensbedingungen schaffen.
Nutze im eigenen Garten natürlichen Schutz für Pflanzen, anstatt Gift zu sprühen. So werden viele nützliche Tieren im Garten gerettet. Dünger und Schutz vor Schädlingen lassen sich sehr gut aus Wildkräutern herstellen, wie zum Beispiel aus Brennnesseln. Und Marienkäfer sind natürliche Feinde von Blattläusen. Und Reste von angebautem Gemüse kann entweder kleingeschnitten direkt in die Erde eingearbeitet werden oder kompostiert werden. Die Kompostierung spielt in Hobbygärten eine wichtige Rolle, denn im Kompost werden Gemüse- und Früchtereste zu wertvollem, näherstoffreichem Humus umgewandelt, der dann dem Boden zugeführt werden kann.
Den Boden möglichst wenig bebauen, gibt den Tieren Platz, Luft und Wasser. Bodentiere können nun einfach durch den Garten ziehen, den Boden lockern und ihm wichtige Nährstoffe zuführen. Pflanzen Sie ihrem Garten stattdessen viele einheimische Pflanzen und nutzen Sie wasserdurchlässige Steine.
Durch kontrolliertes Gießen gelangen Pflanzenwurzeln in tiefere Bodenschichten und benötigen weniger Wasser. Mischkulturen sowie Fruchtwechsel beugen eine Bodenermüdung sowie einseitige Nährstoffverarmung vor.
Im Einkaufswagen:
Kaufen Sie torffreie Blumenerde. Torf ist ein wichtiger natürlicher Rohstoff, welcher laufend abgebaut wird und dadurch den Boden und die Kohlenstoffspeicherfähigkeit zerstört. Auf torfhaltige Erde sollte verzichtet werden, denn diese wird aus Mooren, die ja bekanntlich viel CO2 speichern, gewonnen. Inzwischen existieren zahlreiche Ratgeber, Blogs und Dokus, die einem beim naturnahen, biologischen Gärtnern unterstützen.
Achten Sie beim Kauf von Lebensmittel auf eine möglichst natürliche Bewirtschaftung. Dies ist gar nicht so einfach. Ein paar Tipps zum Einkaufsverhalten haben wir Ihnen unter Seien Sie regional aufgezeigt.
Moderne, konventionelle Landwirtschaft, wie sie heute betrieben wird, ist in viele Fällen nicht nachhaltig. Der Einsatz von synthetischen Düngern und chemischen Pestiziden stört den natürlichen Nährstoffhaushalt des Bodens und bedroht die Biodiversität. Schwere Maschinen verdichten den Boden und zerstören den Lebensraum wichtiger Bodenorganismen. Die industrielle Tierhaltung benötigt riesige Mengen an Land zur Futterproduktion und verursacht einen Überschuss an organischem Dünger, welcher auf dem Boden «entsorgt» wird. Das Vorantreiben nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaftsmethoden könnte die Bodenverschlechterung verlangsamen und erodierte Böden wieder regenerieren. Hierzu zählen insbesondere agrarökologische Methoden mit ausgeklügelten und doch einfachen Mischkultur- und Agroforstsystemen, Permakultur, angepassten Fruchtfolgen mit ausgeglichenen Stoffkreisläufen u.v.m. Es müssen mehr Anreize geschaffen werden, damit Landwirtschaftsflächen nachhaltiger bewirtschaftet werden.
Durch das eigene Wahlverhalten können Sie politischen Einfluss nehmen. Setzen Sie sich für Initiativen ein, die Bodenschutz berücksichtigen. Biologischer Landbau oder agrarökologische Anbaumethoden, Trinkwasserschutz und ähnliches sorgt indirekt dafür, dass der Boden geschützt wird. Auch sollten Flächen, die bebaut werden dürfen, begrenzt werden: zum Beispiel Schutz vor Bebauung durch Häuser oder Verkehrsflächen, Schutz vor Ablagerung von Materialien
Bilden Sie eine oder treten Sie einer Lebensmittelkooperative bei. So wissen Sie ganz genau, wo ihre Lebensmittel herkommen. Ausserdem können Sie so direkten Einfluss auf Konsum von Lebensmittel nehmen.
Es muss noch mehr Aufklärungsarbeit rund um das Thema Bodenschutz geleistet werden und Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Industrie müssen endlich handeln und Massnahmen ergreifen.
Die Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen berücksichtigt mit dem Ziel 15 «Leben an Land» unter anderem den Schutz des Bodens: «Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen». Allerdings geht keines der 9 Unterziele konkret auf das Thema Boden ein. Lediglich im Unterziel 15.3 findet der Boden Erwähnung im Nebensatz. Auch wenn der Schweizer Länderbericht zur Umsetzung der Agenda 2030 bereits an der UNO in New York präsentiert wurde, fehlen nach wie vor konkrete Massnahmen. Das Netzwerk SDSN Switzerland reagierte bereits im Juli 2018 mit dem Dokument «Stellschrauben für eine nachhaltige Zukunft der Schweiz», welches Handlungsempfehlungen gibt.
Und falls Sie noch mehr Tipps zum Bodenschutz möchten, haben wir hier eine Linksammlung für Sie vorbereitet:
Internetseiten und Merkblätter
Bodenbewusst leben – Sounding Soil
Boden schützen – Umweltbundesamt
Bodenschutz beginnt zu Hause – Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg Vorpommern
Boden Burnout – Marius Münstermann
Videos
„Better Save Soil“ – Ministerium für Umwelt Saarland
The Value of Soil – Bonn Perspectives